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Blickschulung: der Reitersitz

von Eisbergen und Korken in der Flasche

In einem meiner Instagram-Beiträge habe ich auf die Eisberg-Problematik in Sachen Reitunterricht verwiesen. In diesem Blogbeitrag geht es nun um die Auflösung der Frage: Was ist hier das eigentliche Problem? Dafür schauen wir natürlich unter die Oberfläche, um eine echte Lösung zu finden.

Wer bei seinen Schüler*innen im Unterricht nur das sieht, was oberhalb der Oberfläche stattfindet, wird stets nur problemorientiert arbeiten. Das mag kurzzeitig helfen – und auch das tut es oft nicht mal richtig – auf lange Sicht aber, ist damit weder Reiter noch Pferd geholfen.“

Wie ihr richtig erkannt habt, läuft das Pferd deutlich vorhandlastig, es hängt in den vorderen Strukturen und nutzt seine Rumpfträger nicht oder nur sehr minimal.

Die üblichen Tipps, die in einem solchen Fall gegeben werden, sind darauf ausgerichtet, dass das Pferd irgendetwas tun soll:

  • fleißiger traben,
  • mit dem Hinterbein weiter unter den Schwerpunkt treten,
  • den Hals höher tragen,
  • die Stirn-Nasen-Linie vorbringen
  • und so weiter und so weiter.

Ich möchte gar nicht darauf eingehen, warum das mit dem Hinterbein und dem Tempo so wirklich gar keine gute Idee ist, das könnt ihr gerne in meinem Blogbeitrag „Tempo, Tempo! Die Mär vom untertretenden Hinterbein, dem Körperschwerpunkt und der Versammlung“ nachlesen.

Ich möchte euch heute meine Korken-in-der-Flasche-Theorie näherbringen und dafür brauche ich eure Vorstellungskraft: Ein Korken, der das tut wozu er gemacht ist, verstopft irgendetwas. Wenn wir dieses Bild aufs Reiten übertragen, geht es darum, die Ursache zu finden, die den Bewegungsablauf des Pferdes verstopft. Dieser Korken kann z. B. eine gesundheitliche Ursache oder ein schmerzender Sattel sein, in den meisten Fällen ist dieser Korken aber tatsächlich die Haltung des Reiters auf dem Pferd! Ich zeige euch heute ein Beispiel dafür, mit welch kleinen Veränderungen am Körper des Menschen, man unfassbar große Veränderungen im Pferd bewirken kann.

Schaut euch die Reiterin im oberen Bild bitte noch einmal ganz genau an. Sie sitzt im Hohlkreuz, dadurch verlässt sie das seitliche Lot. Ihre Unterschenkel wandern nach hinten, ihre Knie klemmen, sie „drückt“ mit dem Oberkörper das Pferd nach unten. Würde sie jetzt die Anweisung „setzt dich gerade hin und nimm die Schultern zurück“ bekommen, säße sie zwar vermeintlich aufrechter, das Pferd würde sich aber nicht für 2 mm in seiner Körperhaltung verändern. Zusätzlich ist ein Entlastungssitz ist für viele Pferde enorm wichtig und förderlich. Er ist für die Bewegungsentfaltung des Pferdes ein absoluter Gewinn und wenn er korrekt ausgeführt wird, behindert er das Pferd in keinster Weise.

Das Geheimnis hier liegt in folgenden kleinen Veränderungen:

  1. Eine Neupositionierung des Beckens: Durch das leichte Anheben des Schambeins und einem deutlicheren „auf die Hosentaschen setzen“ verschwindet das Hohlkreuz, es entsteht eine geradere Rückenlinie, als Folge finden die Unterschenkel automatisch ihre Position unter dem Reitergewicht. Das Brustbein senkt sich leicht nach unten.
  2. Eine stabilere Mittelpositur erreicht man, indem man den Bauchnabel gedanklich zur Wirbelsäule zieht und dadurch, dass man die Körperspannung hält, die man durchs Räuspern bekommt. Atmen aber nicht vergessen! 😉
  3. Zusätzlich wird der Beckenboden aktiv eingesetzt: als müsste man dringend auf Toilette, zieht man ihn aufwärts.

Und das wars! Das war alles! Mehr braucht es nicht, um freiere Bewegungen und eine bessere Muskelarbeit im Pferd möglich zu machen.

In unserem Beispielfall kann das Pferd nun deutlich besser und leichter seinen Rumpftrageapparat benutzen, was durch die Beckenbodenarbeit sehr gut von oben unterstützt wird. Aus bergab wird horizontal und dadurch bekommt das Hinterbein nun sehr viel mehr Raum zum Vorschwingen. Die im Lot sitzende, stabile Reiterin hat die volle Kontrolle über ihren Körper und ihre Balance übernommen (das Knie muss nicht mehr klemmen) und unterstützt das Pferd nun in seinen Bewegungen, anstatt es zu behindern.

Diese ganze Veränderung hat ca. 10 Minuten gedauert! Beide Bilder sind am gleichen Tag in der gleichen Einheit entstanden und es wurde nicht 1mm am Pferd geschraubt.

Damit für unsere Pferde Reiten leicht wird, braucht es nicht viel. Es braucht kein Bein das drückt, keine Hand die gegenhält, kein Kreuz dass schwer wird, keinen Oberkörper der schiebt. Ich möchte euch ermutigen, euch und eure Pferde als Tänzer zu betrachten. Leichtigkeit ist nicht nur ein Ergebnis, es ist ein Weg:

„Entdecke die Macht deines Körpers, setze sie positiv ein und erlebe, wie sehr sich dein Pferd verändern wird!“

Diese Dinge zu erkennen und zu verändern, lernst du natürlich in meiner Trainerausbildung. Wenn auch du einen Unterricht gestalten möchtest,  mit dem du wirklich etwas für die Pferde und ihre Menschen verändern kannst, dann bewirb dich noch heute, denn am 15. September ist Anmeldeschluss!

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Deine Tine Hlauscheck

Von |2023-08-15T09:38:22+02:00August 15th, 2023|Besser reiten mit Tine, Kreis-Meister-Konzept|0 Kommentare

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