Zauberhafter Zirkel
Die Hufschlagfigur für Könner und alle, die es werden wollen!
Bevor ich loslege, stelle ich dir ein paar Fragen und du schaust, wie oft du dabei mit dem Kopf nickst, ok? :-)
- Brauchst du manchmal einen deutlichen Einsatz des inneren Zügels um die Zirkellinie besonders an der offenen Seite) halten zu können.
- Verkantet dein Pferd auf gebogenen Linien oder in den Ecken im Genick (das erkennst du daran, dass das äußere Ohr tiefer positioniert ist als das innere)?
- Driftet dein Pferd an der offenen Zirkelseite oder in den Ecken über die Schulter nach außen weg?
- Biegt sich dein Pferd wenig oder gar nicht und fällt daher auf gebogenen Linien auf die innere Schulter?
- Gelingt es dir, dein Pferd in einem immer gleich bleibenden Tempo auf der Zirkellinie zu reiten? Oder wird es mal eiliger, mal langsamer?
- Fühlt sich dein Pferd oft steifer und fester an als du es dir eigentlich vorstellst und wünschst du dir mehr Geschmeidigkeit und Elastizität in seinen Bewegungen?
Und, oft genickt? Mach dir nichts draus! Glaube mir, gerade der vermeintlich einfache Zirkel, hat schon so manchen Reiter zur Verzweiflung gebracht – mich auch immer wieder!
Die Ursache liegt darin begründet, dass der Zirkel schlicht und einfach nicht so einfach ist wie alle glauben! Um dieses Kreisding harmonisch und schön absolvieren zu können, und zwar auf beiden Händen ;-) , braucht es beim Pferd, genauso wie beim Reiter tatsächlich eine ganze Menge Voraussetzungen.
Nur weil es viele machen, ist es noch lange nicht richtig!
Die zwei am häufigsten gerittenen Hufschlagfiguren sind ganze Bahn und Zirkel. In den Köpfen vieler gehört der Zirkel deshalb zum Standard-Repertoire eines Pferdes und es wird angenommen, die Fähigkeit sich auf einer Kreislinie zu bewegen sei dem Pferd genauso angeboren, wie das geradeaus Laufen. Das stimmt aber gar nicht!
Ohne eine gewisse Vorbildung bei dir und deinem Pferd macht die Arbeit auf der Zirkellinie wenig Sinn und führt oft zu Fehlern wie ich sie oben beschrieben habe. Damit du diese Fehler in Zukunft vermeiden kannst, nehmen wir das Thema heute mal gemeinsam unter die Lupe und auseinander.
Die graue Maus unter den Hufschlagfiguren?
Der Zirkel hat einen total langweiligen Ruf. Im Vergleich zu seinen Kollegen, den Diagonalen (auf denen man so schön die Beine fliegen lassen kann), den Schlangenlinien (die so hübsch aussehen) oder dem Quadrat (der coolsten Linie überhaupt), kommt der Zirkel echt fade daher. Rund halt. So wie gradeaus nur im Kreis. Ende. Buh. Deswegen macht sich auch kaum jemand ernsthafte Gedanken über Zirkel und genau deshalb passieren dort so viele Fehler. Fehler, die alle vermeidbar sind und die, mit einigen planvollen und vorgeschalteten Übungen vermieden werden können.
Zu allererst: Der Zirkel ist eine mega Hufschlagfigur! Wie jede gebogene Linie ist er ein Prüfstein für die Ausbildung von Pferd und Reiter, und bringt Ausbildungs- und Trainingslücken gnadenlos zum Vorschein. Spätestens beim Überstreichen des inneren Zügels an der offenen Zirkelseite offenbart sich, was ehrlich geritten ist und was gemogelt wurde.
Der Zirkel trennt die Spreu vom Weizen!
Wenn du einen kompletten, sauberen Zirkel reiten kannst,
- bei dem dein Pferd korrekt gestellt und gebogen ist,
- wo jeder Tritt ausbalanciert, in gleichmäßigem Takt und mit ansprechendem Raumgriff geritten ist,
- bei dem dein Pferd in feiner Anlehnung am äußeren Zügel steht und der innere kaum zu spüren ist,
- mit einer Leichtigkeit in der Hilfengebung, am Sitz geführt und nahezu unsichtbaren Schenkelhilfen…
dann darfst du dich getrost „ein guter Reiter“ nennen. :-) Für alle anderen, bei denen die Sache mit dem Zirkel noch nicht so (Achtung, unvermeidbares Wortspiel ;-) ) rund läuft, besteht kein Grund zur Verzweiflung!
Ist alles kein Hexenwerk, denn Reiten ist anspruchsvoll aber machbar!
Voraussetzungen schaffen!
Das erste was wir uns vor Augen führen müssen, ist folgendes:
- Jede korrekt gerittene, gebogene Linie hat versammelnden Charakter.
- Jede korrekt gerittene, gebogene Linie hat geraderichtenden Charakter.
HALT! STOP! Jetzt nicht mir den Augen rollen und wegclicken! Klingt zwar nach langweiliger Dressur, ist es aber nicht! Fest versprochen!
Das mit der Versammlung und der Geraderichtung ist wirklich wichtig zu wissen, denn im Umkehrschluss bedeutet es, dass ein Pferd, das noch über keinerlei Fähigkeiten in diesen beiden Bereichen verfügt, schlicht und einfach keinen Zirkel gehen kann. Zumindest keinen, der annähernd sinnvoll und nicht gesundheitsschädlich wäre. (Hier müsste ein Link hin zum Text „Die Idee dahinter/ Menüunterpunkt Kreisi)
Damit sich dein Pferd auf den Weg in Richtung Versammlung und Geradrichtung begeben kann, muss es mobil sein, d.h. in seinen Muskeln, Gelenken und Körperteilen beweglich.
Für unseren Zirkel z.B.
- sollte das Becken auf der Innenseite leicht nach vorn/unten kippen, damit das innere Hinterbein in Richtung unter den Schwerpunkt treten kann -> Beckenmobilität, beginnende Tragkraftentwicklung/Gelenksbeugung
- das jeweils äußere Hinterbein sollte dafür sorgen, die Vorhand nach innen zu bringen -> Schubkraftentwicklung
- die Muskelketten der inneren Körperhälfte müssen sich kontrahieren, damit sich die der äußeren aufdehnen können. -> Kraft- und Elastizitätstraining der Muskulatur
- je nach Hand, müssen sich Becken- und Schulterachse zueinander verändern -> Koordination der Bewegungen, Mobilität von Vor-, Mittel und Hinterhand
Wenn diese Voraussetzungen geschaffen wurden, und sei es auch nur in geringem Maße, dann wird Biegung möglich. Eine gebogene Linie darf also stets nur so anspruchsvoll sein, dass sie zu der körperlichen Entwicklung des Pferdes, im Bezug auf die genannten Punkte passt. Sonst wirkt sie sich nachteilig auf die Ausbildung und die Gesundheit des Pferdes aus.
Mit kleinen, logischen Schritten motiviert zum Ziel
Alle genannten Punkte kann man relativ einfach und Schritt für Schritt mit geeigneten Übungen entwickeln. Mit Übungen, die für Beweglichkeit, Koordination, Balancegefühl, Elastizität und Kraft sorgen und zwar nicht alles auf einmal, sondern in kleine wohlportionierte Häppchen aufgeteilt, so dass es weder zu einer körperlich noch zu einer mentalen Überforderung des Pferdes kommen kann.
Es gilt also nur noch herauszufinden, welche Übungen das sind, und diese dann gemeinsam mit dem Pferd vom Boden oder aus dem Sattel heraus zu erarbeiten.
Das Becken im Fokus
Wenn wir uns beispielhaft einmal den ersten Punkt „Beckenmobilität“ anschauen, dann können wir ihm passende Übungen zuordnen. Um die Beweglichkeit der Beckenregion zu verbessern, eigenen sich z. B. sehr gut
- die Vorhandwendung – Damit das jeweils kreuzende Bein in Richtung Körpermitte, oder darüber hinaus fussen kann, muss das Becken auf der gleichen Seite leicht abgesenkt werden. Dadurch werden unter anderem die Adduktoren trainiert. Da sich bei der Vorhandwendung nur die Hinterhand bewegt, ist die koordinative Anforderung dieser Übung relativ gering und erleichtert so das Erlernen. Bei der Vorhandwendung bewegt sich die Hinterhand seitwärts, das kreuzende Hinterbein fusst deutlich hinter dem Schwerpunkt, das Becken wird also primär nach unten gesenkt.
- das Viereck Verkleinern und Vergrößern und das Schenkelweichen – Bei diesen beiden Übungen bewegen sich Vor- und Hinterhand gleichzeitig vorwärts-seitwärts, somit hat das kreuzende Hinterbein nun auch eine leichte Vorwärtstendenz in Richtung des Schwerpunktes. Das Becken muss dazu nach unten und leicht nach vorn gesenkt/bewegt werden. Die Anforderung an die Koordination der Bewegungen steigt und kann je nach Abstellungsgrad oder Linienführung einfach oder anspruchsvoll gestaltet werden. Natürlich wird bei diesen Übungen auch die Mobilität der Vorhand/Schulterregion verbessert (aber das ist ja grade nicht das Thema ;-) )
- das Rückwärtsrichten – Um sich korrekt rückwärts bewegen zu können, muss das Pferd seinen Körperschwerpunkt leicht zurück verlagern. Dazu kontrahieren die Muskelketten der Körperunterseite, das Becken wird leicht gekippt. Dadurch findet bereits eine minimale Veränderung der Gelenkswinkel statt. Die dazu nötigen Muskeln sind z. B. die langen und die schrägen Bauchmuskeln und die Lendenmuskeln. Die koordinative Leistung des Rückwärtsrichtens ist besonders für ungeübte Pferde anspruchsvoll, daher sollte die Übung mit viel Geduld, in kleinen Schritten und mit wenigen Wiederholungen erarbeitet werden.
Alle vier Übungen können hervorragend vom Boden vorbereitet werden. Das gibt uns Reitern die Möglichkeit, Bewegungen zunächst zu beobachten, damit wir sie später im Sattel auch erfühlen können. Da die Übungen, zumindest zu Beginn, im Schritt trainiert werden, hat dein Pferd Zeit, in Ruhe die Koordination und die Technik der Bewegungen zu verinnerlichen.
Die positiven Auswirkungen dieser Übungen auf die Mobilität deines Pferdes, verbessern bereits die Fähigkeit einen sinnvollen Zirkel reiten zu können, obwohl wir uns gerade mal einen einzigen Punkt unserer Liste vorgenommen haben.
Eine schlaue Vorbereitung beschleunigt euren Trainingserfolg!
Wenn du jeden Punkt der oberen Liste (welche Anforderungen stellt der Zirkel an dein Pferd) so sorgfältig erarbeitest und vorbereitest, fügt sich nach und nach alles zusammen wie ein Puzzle und die Probleme, die vielleicht einmal beim Erarbeiten einer Zirkellinie bestanden haben, verschwinden auf nimmer Wiedersehen. Und das alles, ohne unzählige, ermüdende, langweilige und fehlerbehaftete Runden auf dem Kreis zu drehen, mit denen man mehr für den Verschleiß des Pferdes als für dessen Erhalt sorgt. Und ohne Frust und Missverständnisse!
Wenn ein solch logisches Training genau dein Ding ist, und du in Zukunft schlauer und schneller deine Trainingsziele erreichen möchtest, dann ist das Kreis-Meister-Konzept ab heute dein neuer bester Trainings-Freund!
Denn ganz genau dabei unterstützt dich das Kreis-Meister-Konzept So wie ich es gerade für die Beckenregion beschrieben habe, verbesserst du mit den über 50 Übungen des Konzepts ganz systematisch und ohne Stress, auch alle anderen körperlichen Vorraussetzungen deines Pferdes. Mit den passenden Übungen für die Schulterregion, den Rumpf – also für Rücken- und Bauchlinie, und für die Becken- und Hüftregion, werden in Zukunft nicht nur
- Zirkel,Volten und Schlangenlinien aller Art,
- sondern auch Übergänge,
- das Angaloppieren,
- Tritte und Sprünge verlängern und
- das Reiten von wirklich geraden Linien,
kein Problem mehr für dich und dein Pferd darstellen.
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Der Reiter zählt natürlich auch!
Bei all unseren Überlegungen haben wir uns bisher nur mit den Pferden beschäftigt. Dies ist natürlich nur die halbe Wahrheit, denn genauso wie die Pferde Bewegungsabläufe, Koordination und Balance erst erfühlen und entwickeln müssen, so müssen natürlich auch wir die komplexe und vielschichtige Hilfengebung erlernen, das exakte Timing erspüren und die Mobilität unseres eigenen Körpers so optimieren, dass wir ein Teil des „Bewegungssystem Pferd“ werden. Schließlich träumen wir doch alle davon, mit minimalster Kommunikation agieren zu können, und nicht als limitierender Störfaktor auf unseren Pferden „herumzuwackeln“. Die Hilfengebung und das Timing zu allen Übungen, mit vielen wertvollen Tipps aus meiner täglichen Praxis erläutere ich dir ganz ausführlich im Kreis-Meister-Guide, der kleinen Theoriefibel des Kreis-Meister-Konzepts.
Und wenn du einen Vorgeschmack haben möchtest, wie schnell eine Veränderung an deinem Sitz zu einer Veränderung in deinem Pferd führt, dann verrate ich dir in meinem Blogartikel „Reitest du noch, oder bildest du schon aus?“ eine Übung, die du gleich heute ausprobieren kannst und die die Rückentätigkeit deines Pferdes SOFORT verbessert!
Ich hoffe ich konnte dich mit meiner Liebe zum Detail anstecken und verdeutlichen, wie vielseitig und anspruchsvoll der vermeintlich „simple“ Zirkel doch eigentlich ist und ich hoffe auch, ich konnte dich dafür gewinnen, die Vorbereitung dieser so wertvollen Hufschlagfigur bewusster und mit einem logischen Aufbau zu entwickeln.
Ich bin mir sicher, und zwar bombensicher, dass sich eure Ergebnisse mit einer gezielten Vorarbeit deutlich steigern lassen! Wenn du Fragen zum Thema hast, schreibe mir doch einfach eine Nachricht!
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