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Für ein fleißigeres Antraben –
diese Übung macht faule Pferde reaktionsschneller

Eine aktive Hinterhand mit einem Hinterbein, das raumgreifend und fleißig unter den Schwerpunkt tritt wünschen wir uns doch alle. Wenn wir antraben, dann möchten wir eine feine und prompte Reaktion des Pferdes. Wenn sich dieser Wunsch einfach nicht so richtig erfüllen will, sich das eigene Pferd eher zäh in Bewegung setzt und man beim Traben das Gefühl hat, einen Anker hinter sich her zu ziehen, dann kommt als Verbesserungsvorschlag oft „treib mal mehr“ oder „treib mal energischer“. Als wäre man auf diese Idee nicht schon selbst gekommen und hätte auch nicht schon längst versucht, das Problem auf diese Weise zu lösen…

Wer mit seinem Pferd schlau trainiert, kommt schneller ans Ziel

Abgesehen davon, dass es gar nicht immer schlau ist, die Hinterhandaktivität seines Pferdes durch ein erhöhtes Tempo verbessern zu wollen (du erinnerst dich an meinen Artikel „Tempo, Tempo“? Darin geht es genau um dieses Thema!), muss man an dieser Stelle auch mal ehrlich zu sich selbst sein: wenn man versucht ein Problem zu lösen und nach drei bis fünf Versuchen stellt sich keine merkliche und vor allem nachhaltige Verbesserung ein, dann ist der Weg wohl der Falsche.  Punkt. Das kann aus mehreren Gründen der Fall sein: vielleicht versteht das Pferd nicht was man möchte, vielleicht macht man etwas grundlegend falsch oder die erdachte Lösung passt einfach nicht zum Problem. Was genau es ist, ist gar nicht so wichtig, wichtig ist aber, diesen Lösungsversuch sofort zu beenden. Und das ist überhaupt kein Weltuntergang, wir werden lediglich dazu aufgefordert umzudenken. Und ein solches Umdenken möchte ich dir heute mal vorschlagen.

Ein Fahrrad mit einem Achter im Reifen läuft nicht rund. Ein solches Fahrrad wird nie so schnell und reibungslos laufen, wie ein Fahrrad mit wunderbar geraden Reifen. Kann es ja auch gar nicht, denn durch das Rumgeeiere geht viel Energie und Vorwärtsbewegung verloren. Jedem ist völlig klar, dass ein solches Fahrrad nicht wirklich besser läuft, wenn man nur schneller in die Pedale tritt. Das Fahrrad würde nur solange etwas schneller laufen, solange man kräftig strampelt, hört man aber damit auf, verliert man sofort und sehr schnell an Tempo. Im Falle unseres Fahrrades ist die Lösung ganz klar: der Achter muss raus! (Und mal ehrlich: Nur Vollidioten würden es mit der Strampelmethode versuchen…)

Was beim Fahrrad so völlig logisch ist, wird beim Pferd leider viel zu oft übersehen: Eine vermeintliche Faulheit, Trägheit oder Bewegungsunlust hat ganz oft exakt die gleichen Ursachen: das System läuft nicht rund. Irgendwo ist ein „Achter“ im Pferd und den müssen wir finden, entfernen und schwups – die ganze Sache läuft. Und zwar dann von ganz alleine, ohne dass man sich obendrauf jedesmal in Trief und Schweiß arbeitet. Bis hierhin ziemlich einleuchtend, oder?

Wir brauchen Beweglichkeit

Eine mögliche Ursache für die Bewegungsunlust deines Pferdes kann die fehlende Mobilität der Hinterhand sein. Steife oder wenig bewegliche Körperteile sind natürlich nicht so gut in der Lage, Bewegungsenergie zu erzeugen und zu übertragen. Also brauchen wir Übungen, die die Hinterhand so ansprechen, dass die gesamte Region mobilisiert wird. Übungen, die die Muskeln lösen, so dass sie schneller und besser reagieren können. Übungen, bei denen das Hinterbein vielseitiger arbeiten muss und somit „aufgeweckt“ wird. Und Übungen, die dem Hinterbein mehr Koordination und Kraft verleihen, so dass seine Reaktionsschnelligkeit und Energieentwicklung verbessert werden.

Los geht´s

Die wunderbare Nachricht ist, es gibt jede Menge solcher schlauen Übungen, sie sind überhaupt nicht schwierig und eine davon möchte ich euch heute vorstellen: den Vorhandfächer in Bewegung.

Dazu brauchst du nichts außer einer graden Linie im freien Raum. Das kann eine Diagonale sein, eine Viertellinie oder schlicht und einfach der Feldweg im Gelände.

Um den Ablauf für Pferd und Reiter optisch zu verdeutlichen, markiere ich die entscheidenden Punkte gerne mit Stangen, Ufos oder Cavalettiblöcken – was immer ich grade so finde. Das kann dann z. B. so aussehen:

  • Bei dieser Linienführung arbeiten wir auf der Mittellinie eines Platzes oder eben einfach auch mitten auf einem Weg. Die dicken Pylone oben und unten helfen dir und deinem Pferd dabei, euch im Vorhandfächer zu orientieren und ähnlich wie ein Scheibenwischer einen Halbkreis um sie zu beschreiben.
  • Für die anschließende Gerade, bilden die Ufos in der Mitte eine Gasse, die du mit deinem Pferd durchreiten musst. Bei dieser Übung haben wir zunächst keinen Handwechsel. Der seitwärtstreibende Schenkel ist stets der gleiche.
  • Achte darauf, die letzten Meter vor dem Vorhandfächer dafür zu nutzen, den Schritt deines Pferdes etwas zu verkürzen. Nach Beendigung des Vorhandfächers nutzt du die gerade Linie, um den Schritt deines Pferdes etwas zu verstärken und die Zügel dabei etwas aus der Hand kauen zu lassen.
  • Vor dem nächsten Vorhandfächer nimmst du den Schritt erneut am Sitz etwas auf. Der Wechsel zwischen dem Vorhandfächer (eine ruhige, konzentrierte Seitwärtsbewegung ohne Vorwärtstendenz) und der Geraden (fleißig, mit langem Hals und Energie nach vorn) bringt tolle Ergebnisse für das Muskelspiel deines Pferdes, löst die Beckenregion und aktiviert auf ganz spielerische Weise die Hinterhand.
  • Wenn die Übung im Schritt gut klappt, beginnst du damit, zwischen den beiden Vorhandfächern zu traben. Merkst du schon, dass sich die Übung auf die Reaktionsschnelligkeit deines Pferds auswirkt? Und wie ist es mit der Rückentätigkeit im Trab? Die sollte nämlich auch besser und somit der Trab weicher zu sitzen sein.

Erarbeite dir maximal zwei Schleifen, also zwei Fächer auf jeder Seite und verlasse dann die Übung auf die ganze Bahn oder einen Zirkel. So vermeidest du Langeweile und Überforderung.

Willst du mehr davon?

Der unendliche Tropfen

Bei der nächsten Variation der Übung arbeiten wir mit einem Handwechsel, um den Vorhandfächer in beide Richtungen üben zu können.

Der Übungsablauf ist identisch mit dem der ersten Variante. Jetzt gibt es allerdings keine Ufo-Reihe mehr die deine Gerade begrenzt, sondern ein Tor, durch dass du dein Pferd navigieren solltest. Aus der Vogelperspektive gleicht die Linienführung dem Unendlichkeitssymbol und auch hier, kannst du nach etwas Vorbereitung im Schritt, den Trab auf der Wechsellinie dazu nehmen.

Dieser Übungsaufbau eignet sich sehr gut für die Diagonale deines Platzes oder deiner Halle, denn dann hast du eine schöne lange Gerade zwischen den beiden Fächern, auf der dir genug Zeit fürs Antraben, Traben und wieder Durchparieren bleibt.

Achte darauf, dass beide Übungsabläufe nicht hektisch ausgeführt werden. Reaktionsschnelligkeit darf nicht mit Stress verwechselt werden und du solltest deinem Pferd immer Zeit und Raum genug geben, deine Hilfengebung zu verstehen und diese umzusetzen. Folgen die einzelnen Bestandteile der Übung zu schnell aufeinander, besteht die Gefahr, dass die Losgelassenheit deines Pferdes darunter leidet, was wiederum den Raumgriff der Hinterhand limitieren könnte.

Ich bin gespannt, wie dir die Übungen gefallen und welche positiven Veränderungen du damit bei deinem Pferd erreichen kannst!

Natürlich ist der Vorhandfächer eine Übung des Kreis-Meister-Konzepts…
… wenn du also Lust auf mehr solcher Übungen hast, schau mal hier vorbei:

Noch Fragen? Dann gerne fragen! Bis dahin wünsche ich dir viel Spaß beim Ausprobieren!

Liebe Grüße
Eure Tine


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Von |2021-10-05T13:25:26+02:00Februar 4th, 2021|Besser reiten mit Tine, Kreis-Meister-Konzept|0 Kommentare

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