„Die beste Idee, die ich je gar nicht selber hatte.“ oder „Das Glück kommt oft auf Umwegen.“
Das Leben an sich ist ein Eigensinniges. Manchmal läuft es rund und manchmal eiert es. Was ich definitiv für mich festgestellt habe ist, bevor es rund laufen kann, muss es erst mal so richtig eiern. So war das bei meinem Buch, beim Kreisi und ganz genauso ist es jetzt mit meiner Meistertrainer Ausbildung (wer wissen möchte, welche Katastrophen-Geschichte hinter dieser neuen Aufgabe steckt, der kann sich gerne den Podcast mit Business fürs Pferd anhören:
Ich möchte hier und heute aber nicht den garstigen Teil der Story erzählen, sondern den Schönen. Heute erzähle ich euch vom Start der Meistertrainer Ausbildung.
Dass die Ausbildung in diesen verrückten Zeiten überhaupt zustande gekommen ist, grenzt schon fast an ein Wunder, aber am 23.10.2020 haben sich tatsächlich fünf hochmotivierte Teilnehmerinnen auf dem Heide-Trail in Dolle eingefunden, um gemeinsam mit mir in ein tolles einjähriges Abenteuer zu starten.
Wir brauchen ein TEAM!
Als ich mich mit der Idee der Trainerausbildung beschäftigt habe, stand eines für mich von Anfang an fest: ich möchte nicht nur phantastische Trainer ausbilden und diese dann auf die Welt loslassen – nein, ich möchte ein TEAM von Trainern formen, das zuallererst einmal sich selbst als wunderbaren Rückhalt hat, als Feedbackgeber, als echte Gemeinschaft und als gegenseitige Unterstützer. Der Wunsch nach einem WIR steht für mich an erster Stelle. Deshalb stand der erste Tag ganz im Zeichen des gegenseitigen Kennenlernens, aber eine schnöde Vorstellungsrunde war mir zu fad. Und mal ehrlich – wer stellt sich denn unter lauter Fremden so richtig ausführlich vor?
Von daher war die wichtigste Frage: „Auf welchem Weg schaffe ich am schnellsten und besten ein echtes Teamgefühl?“ Wie wird aus sechs Fremden eine Gemeinschaft? Wie können wir eine Atmosphäre schaffen, in der sich jeder wohl, sicher und gut aufgehoben fühlt?
Ich denke jeder kennt das komische Gefühl, wenn man an einen fremden Ort fährt, dort fremde Menschen trifft und eigentlich überhaupt nicht weiß, was einen erwartet. Bei mir mischen sich da unter die Vorfreude auch immer die Sorge, ob es mir gefallen wird, ob ich die anderen mögen werde, ob sie mich mögen werden, ob alle schon viel besser sind als ich, ob ich vielleicht sofort wieder heim will, und, und, und… mindfuck eben.
Wisst ihr bei wem sich solche Gefühle meist in Null Komma nichts auflösen? Bei Kindern. Warum? Weil sie sofort anfangen zu spielen und dabei klärt sich fast alles von selbst.
Was Kinder können, können wir doch auch, habe ich mir gedacht!
Also hab ich alle Teilnehmerinnen zu einem Parkplatz in Magdeburg bestellt. Den haben zwar nicht alle sofort gefunden, aber nach ein wenig whatsappen waren wir komplett und es konnte losgehen!
Was braucht ein guter Reitlehrer unbedingt? Die Fähigkeit zu erkennen, zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen. In unserem Beruf müssen wir quasi Detektive sein. Und wo braucht man die Eigenschaften noch? In einem Escape-Room! Und genau da sind wir hin.
Eine Stunde lang haben wir uns durch Rätsel und Aufgaben geknobelt, haben perfekt zusammengearbeitet, jeder einzelne konnte seine Talente und Fähigkeiten einbringen und gemeinsam haben wir es tatsächlich geschafft einen Raum zu lösen, der bisher nur von 30% der Besucher gelöst wurde!!! Und spätestens da wusste ich, ich kann Großartiges von meinen Studenten erwarten! Es war toll und hat mega viel Spaß gemacht, das Beste daran war aber, das 6 Fremde in den Raum hineinspaziert sind und heraus gekommen ist ein Team:
Lisa, Johanna, Verena, Neeltje, Linda und Tine.
Und jetzt konnte die Reise so richtig beginnen.
Der Reiter im Mittelpunkt
Unser Thema in diesem Modul war der Reiter. Alles drehte sich um die Biomechanik und die Anatomie des Menschen, die Haltung des Reiters auf dem Pferd, warum sie so wichtig ist, wie sie aussehen sollte, wie man Probleme erkennt und diese abstellen kann, und, und, und. In der Theorie und natürlich auch in der Praxis wurde gelernt, ausprobiert, gefühlt, unterrichtet, geritten und geturnt und alle waren mit Enthusiasmus, ganz viel Wissensdurst und einer großen Portion Lernbereitschaft bei der Sache.
Fachlich unterstützt wurden wir dabei von der Physiotherapeutin und Ausbilderin Vanessa-Christin Fautsch von Reiter-bewegen, die uns unter anderem in die spannende Welt der Neuroathletik mitgenommen hat. Vielen Dank dafür!!!
Und was soll ich sagen, für mich verging die Zeit wie im Flug. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich in den letzten Jahren etwas so sehr begeistert hat, wie die Arbeit mit „meinen“ tollen Trainerinnen.
Alle unter einem Dach
Ich fand es ganz besonders schön, dass wir alle unter einem Dach gewohnt haben und so bis spät in die Abendstunden (ich glaube es war 23:30 Uhr) und in gemütlicher Runde noch unsere Reitvideos analysiert haben und fachsimpeln konnten. Eine Initiative, die übrigens von den Teilnehmerinnen ausging, was mich natürlich mega gefreut hat!
Ein ganz herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Verena und Michael Elschner-Richter vom Heide-Trail in Dolle für die wirklich tolle Location mit Seminarraum, Reithalle, Gemeinschaftsraum und tollen Gästezimmern. Und natürlich auch ganz besonders für die Organisation der Pferde, die wir nutzen durften und der Fremdreiter an denen wir unsere Theorien ausprobieren durften. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Modul, das bei euch stattfinden wird.
Alles in Butter?
Lief an diesem Wochenende alles glatt? Natürlich nicht! Mein Zeitmanagement z. B. bedarf einer dringenden Überprüfung – vielleicht brauche ich eine sehr strenge Assistentin, die mich dahingehend im Auge behält. Deshalb glichen die Mittagspausen eher der Nahrungsaufnahme während eines Marathons… sorry nochmal dafür!
Aber grundsätzlich gab es nichts, was nicht optimierbar ist und durch eine schöne und wertschätzende Feedbackrunde habe ich meine Verbesserungsliste für die nächsten Module und freue mich, dass ich an dieser wundervollen Aufgabe wachsen darf.
Als Fazit kann ich nur sagen:
Diese Ausbildung und alle 5 zukünftigen Meistertrainerinnen erfüllen mein Herz schon jetzt mit so viel Freude und Motivation, wie es nie für möglich gehalten hätte. Ich bin zutiefst dankbar, dass sie diesen Weg mit mir gehen und ich werde mein allerbestes für sie geben!
Wie phantastisch sie sind, darf ich übrigens jeden Tag erleben, denn alle wenden das Gelernte bereits bei ihren Schülern an und zwar mit sensationellen Ergebnissen, die per Vorher-Nachher-Videobeweis mit dem Team geteilt werden. Eine tolle Blickschulung für uns und die Möglichkeit, die Meinung und Ideen der anderen einzuholen.
Ich kann nur erahnen, was da noch alles möglich ist, aber eins ist sicher: es wird GROSSARTIG! (Aber ich glaube das sagte ich bereits…)
In den nächsten Wochen, werde ich euch alle Meistertraineranwärterinnen einzeln vorstellen, sodass ihr sie kennenlernen und euch selbst ein Bild machen könnt, und vielleicht ist ja eine von ihnen ganz in eurer Nähe und kann euch schon jetzt mit eurem Pferd unterstützen.