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Das Yoga-Desaster oder Der schmale Grat zwischen Motivation und Frust

Ich liege wie ein überfahrener Frosch auf meiner Yogamatte und bin ziemlich frustriert. Seit drei Tagen mache ich Sport. Also so richtig. Sport, der mich weit aus meiner Komfortzone spült. Mein recht eindimensional funktionierender Körper, soll wieder flexibel, beweglich und elastisch werden. Als hypermobile Spaghetti möchte ich außerdem mehr Kraft und Stabilität. Und so´n bisschen Richtung sexy Bikinifigur wäre auch nicht schlecht. Soweit der Plan.

Als ich das erste Mal die Werbung der Sport-App gesehen habe, die mit der wunderschönen Frau in weißer Sportklamotte vor irgendeinem weitläufigen Strand/Palmen/Dünen-Panorama, war mir sofort klar: „Genauso einen Körper will ich auch haben, den ich dann genauso elegant verdrehen und verbiegen kann.“ Und ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich von meinem Ziel gar nicht sooo weit entfernt bin.

Dieser Optimismus ist vier Tage alt und bereits tot.

Mittlerweile habe ich dreimal Yoga und einmal Kraft gemacht und ich weiß nicht, was davon mich mehr genervt hat. Eins war allen Einheiten gleich: Ich habe nicht wirklich eine gute Figur gemacht. Lag vielleicht auch an der lila Fleeceleggins mit Loch und dem verwaschenen FooFighters T-Shirt, aber ich will ehrlich sein: Die Yogagöttin aus der App hätte auch in dieser Aufmachung eine sehr anmutige Figur gemacht. Ich leider nicht.

Am deprimierendsten war der Übergang vom „nach unten schauenden Hund“ (Leute, ich habe drei Hunde und keiner hat jemals eine solche Pose gemacht…) in die „Kobra.“ Während die Yogagöttin geschmeidig von oben nach unten gleitet und sich dabei auf ihren Armen abstützt, platsche ich wie eine fluglahme Ente auf den Bauch: Meine spindeldünnen Ärmchen, können mein Körpergewicht überhaupt nicht tragen!

So ging es dann 25 Minuten lang weiter: Die Yogagöttin tänzelt und biegt sich anmutig in alle möglichen und unmöglichen Richtungen, ich mache brav alles nach, verbiege mich allerdings eher plump und ungelenk und nur unter schmerzhaftem Gestöhne. Ich finde die Yogagöttin übrigens mittlerweile überhaupt nicht mehr anbetungswürdig, ich hasse sie einfach nur noch. Arrogante Bitch.

Der zweite Tag verlief etwas besser, obwohl es um Kraft ging – anscheinend zahlt sich das Misten, Kehren, Säcke schleppen und Heuballen rollen doch irgendwie aus. Der Vorturner ist diesmal ein ansehnlicher Muskelprotz mit coolen Tattoos. I like. Sollte das hier völlig schiefgehen, setze ich mich einfach hin und schaue ihm beim Sport zu. ;-)

Erstaunlicherweise wird es nicht das Komplett-Desaster, das ich erwarte. Ich kann ziemlich viele Übungen recht gut ausführen. Ok, ich mache hin und wieder weniger Wiederholungen, aber Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.

An Tag drei mache ich nichts, denn mein körperlicher Zustand kommt einer Querschnittslähmung gleich. Und an Tag vier gibt’s wieder Yoga. Immer noch die reine Quälerei hoch 27. Ich muss dabei ständig an die  Australierin Celeste Barber denken. Die Mutter und Hausfrau stellt berühmte Modelposen und Celebrity-Bilder nach und das ist unfassbar komisch. Das bringt mich zumindest dazu, das Ganze von der lustigen Seite zu betrachten.

Allerdings stelle ich mir seit Tag eins folgende Frage: Ist es für meine Reitschüler auch derart frustrierend, wenn sie bei mir sehen, dass etwas klappt und sie selbst kriegen es vielleicht noch nicht so gut hin? Oder ist es Motivation pur?

Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen und es kommt sicher auch auf die individuelle Persönlichkeit des Menschen an. Ich war jedenfalls von mir selbst geschockt, wie demotivierend ich es empfinde, wenn ich jemandem dabei zuschaue, der etwas perfekt kann und ich selbst bin dann im Nachmachen so mies.

Ich habe das alles noch nicht zu Ende gedacht, dazu ist es einfach zu frisch, aber ich bin mir sicher, dass diese Erkenntnis Auswirkungen auf meine Tätigkeit als Lehrer haben wird.

Vielleicht könnt ihr mir ja beim Denken helfen! Wie geht es euch beim Lernen und Nachmachen? Habt ihr überhaupt Leute, denen ihr nacheifern möchtet? Und was frustriert euch am meisten?

Ich bin wirklich meganeugierig auf eure Erfahrungen und würde mich freuen, wenn ihr sie mit mir teilt. Wer das nicht hier tun möchte, kann mir auch gerne eine PN schreiben.

Ich geh mich derweil mal wieder auf der Yogamatte zum Affen machen-wie gut, dass meine Hunde nicht laut lachen können!

Noch Fragen? Dann gerne fragen!

Liebe Grüße
Eure Tine

Von |2022-03-07T10:20:53+01:00März 7th, 2022|Besser reiten mit Tine, Kreis-Meister-Konzept|0 Kommentare

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